26
Nov
2004

Allein

Kröte wollte ihren Freund besuchen.
Aber sie fand einen Zettel
an der Haustür
darauf stand:

Liebe Kröte
Ich bin nicht
zu Hause
Ich möchte heute
allein sein
Frosch


"Allein?"
Kröte schüttelte den Kopf.
"Warum will Frosch allein sein?
Ich bin doch seine Freundin."
Kröte schaute durch alle Fenster.
SIe suchte im Garten.
Aber Frosch war nirgendwo zu sehen.
Kröte lief in den Wald.
Kein Frosch.
Sie lief über die Wiese.
Kein Frosch.
SIe lief hinunter zum Fluss.
Und da entdeckte sie ihn.
Er saß ganz allein
auf einer kleinen Insel.
"Armer Frosch." sagte Kröte.
" Er scheint traurig zu sein.
Ich bringe ihm etwas zu essen.
Das wird ihn aufheitern."
Sie rannte heim,
strich Butterbrote,
füllte einen Krug mit Eistee
Und legte alles
in einen Korb.
Dann rannte sie
zurück zum Fluss.
"Frosch!", schrie sie.
"Ich bin's!
Deine liebste Freundin."
Frosch hörte sie nicht.
Er war zu weit weg.
Kröte schwang ihre Jacke
wie eine Fahne.
Aber Frosch
blickte sich nicht um.
Kröte schrie und winkte -
alles vergeblich!
Frosch saß auf der Insel.
Er sah und hörte die Freundin nicht.
Da kam eine Schildkröte vorbeigeschwommen.
"Bring mich doch auf die Insel",
bat Kröte.
"Dort sitzt nämlich Frosch
und will allein sein."
"Wenn er allein sein will, warum lässt du ihn dann nicht?",
fragte die Schildkröte.
"Vielleicht hast du Recht",
sagte Kröte. "Vielleicht
will mich Frosch nicht sehen.
Vielleicht will er
nicht mehr
mein Freund sein."
"Mag sein", sagte Schildkröte.
"Ich bringe dich trotzdem hinüber."
SIe schwammen los
und Kröte schrie:
"Frosch, verzeih,
dass ich so viel
dummes Zeug mache.
Verzeih, dass ich so viel
Unsinn schwätze.
Bitte, Frosch,
sei wieder mein Freund!"
Sie rutschte von der Schildkröte
und platschte ins Wasser.
Da endlich schaute Frosch sich um
und zog sie auf die Insel.
Kröte betrachtete ihren Korb:
Die Butterbrote waren durchwweicht.
Der Eistee war ausgeflossen.
"Ich habe alles verdorben",
jammerte Kröte.
"Ich wollte dir
was zu essen bringen,
damit du wieder froh wirst."
"Aber ich bin froh",
sagte Frosch.
"Sehr sogar.
Als ich heute früh
aufwachte,
hatte ich schon
ein gutes Gefühl.
Ich fühlte mich wohl,
weil die Sonne schien,
weil ich ein Frosch bin
und weil due
meine Freundin bist.
Ich wollte nur allein sein
um darüber nachzudenken,
wie gut ich es habe."
"Wunderbar!", rief Kröte.
"Ich glaube,
wer über so was nachdenken will,
muss wirklich allein sein."
Frosch nickte.
"Aber jetzt", sagte er,
"bin ich froh nicht allein zu sein."
Die beiden Freunde
aßen die durchweichten Brote auf
und verbrachten den Tag
auf der kleinen Insel.
"Wir sind hier ganz allein",
sagte Frosch.
"Aber zusammen", sagte Kröte.

Lobel, Arnold; Das große Buch von Frosch und Kröte; ISBN 3-423-70498-5

Trackback URL:
https://maitid.twoday.net/stories/416757/modTrackback

logo

Das Absurde als Leidenschaft

Aktuelle Beiträge

Neue Firmware-Version
Hallo, wäre es möglich dass du / dass Sie mir diese...
franky13 - 1. Apr, 11:40
Firmware für Samsung...
Die Samsung-Hotline konnte mir bezüglich des o.g. Druckers...
maiti - 17. Jan, 18:17
Erfahrungen mit dem Samsung...
Seit einigen Wochen habe ich einen geschenkten Drucker...
maiti - 17. Jan, 18:13
Zeitgesteuerte Aufnahmen...
Ich habe lange einen Weg gesucht, um auf Windows .mp3...
maiti - 8. Sep, 14:47
Netzneutralität
Constanze Kurz vom CCC hat ein wunderbares Interview...
maiti - 8. Sep, 14:29
Über das Verschwinden...
Im Herbst 2007 kaufte ich eine Springform von der Firma...
maiti - 16. Okt, 09:48
Schweinegrippelüge
Die Panikmache um die sogenannte Schweinegrippe geht...
maiti - 16. Aug, 16:46
Weltweit schon 3 Milliarden...
Während Sie vielleicht denken ihr Nahcbar entspannt...
maiti - 14. Aug, 00:03

Archiv

November 2004
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 3 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
12
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
27
29
30
 
 
 
 
 
 

Netzneutralität
Uncategorized
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren